20071016

ENERGIEPROJEKTE IN SÜDOSTEUROPA

(Reporting for German TV from a refugee camp near the Greek-Turkish border)

14 Jahre lang wurde darüber verhandelt, jetzt ist es endlich so weit : Voraussichtlich am 6. März unterzeichnen Russland, Griechenland und Bulgarien eine Vereinbarung über das so genannte „Bourgas- Alexandroupolis- Projekt“. Es handelt sich um eine 280 Kilometer lange Pipeline, die Erdöl aus den Schwarzmeerhäfen über Bulgarien und Griechenland an die Märkte Westeuropas liefern soll. Die neue Pipeline hätte eine Jahreskapazität von 35 Millionen Tonnen.

Das Projekt soll auch dem sogenannten „Südosteuropäischen Energiemarkt“ neue Dynamik geben. Bereits 2006 haben alle Länder der Region –mit Ausnahme der Türkei- den Vertrag über einen Binnenmarkt für Energie auf dem Balkan unterzeichnet. Über dieses Projekt berieten nun Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern Südosteuropas auf einem internationalen Energiegipfel in Athen.

In Griechenland gilt die neue „Transbalkan-Route“ als Vorzeigeprojekt moderner Energiepolitik. Dazu kommt eine weitere Trasse, die Erdgas aus dem Kaspischen Meer über die Türkei nach Griechenland und weiter nach Italien transportieren soll. Spätestens 2011 sollen beide Pipelines ihren Betrieb aufgenommen haben. Doch bereits jetzt denken viele Politiker über Alternativen nach. So etwa der albanische Wirtschaftsminister Genc Ruli: „Albanien hat ein besonderes Interesse an solchen Projekte, denn heute haben wir als einziges Land überhaupt keinen Zugang zu einer Gaspipeline“. Tirana würde ein Projekt bevorzugen, dass Albanien nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Transitstaat für Energielieferungen nach Europa vorsieht. Das würde sich auch finanziell lohnen. „Eine Pipeline, die Erdgas aus der Türkei über Griechenland und Albanien nach Italien liefert, wäre um mindestens 150 Kilometer kürzer als jede andere Alternativstrecke“, so Ruli.

Vor allem müssten auch die Reformpläne für den Energiesektor in der Region vorankommen, so die einhellige Meinung der Teilnehmer. Das dies dringend nötig ist, erläuterte Liubomir Velkov, Leiter der bulgarischen Elektrizitätswerke: „Bei der vorhandenen Infrastruktur ist die Energieeinfuhr aus Westeuropa technisch kompliziert. Es gibt nur wenige Verbindungen zwischen den Elektrizitätssystemen von West- und Südosteuropa, deswegen hat man bei uns kaum eine Chance, Strom aus Westeuropa zu importieren. Wir haben immer noch einen defizitären Markt, deshalb steigen auch die Energiepreise in der Region“.

Noch setzen die Länder Südosteuropas vor allem auf herkömmliche Energiequellen: Kohle, Braunkohle und Wasserkraft. Bulgarien möchte seine Nuklearpolitik vorantreiben. Nach mehreren Störfällen im veralteten Kernkraftwerk Kosloduj wurden vier der insgesamt sechs Reaktoren abgeschaltet, doch nun wird ein neues Werk im Norden Bulgariens gebaut. Nicht alle Nachbarländer sind davon begeistert, aber das Land braucht einfach mehr Energie, sagt der Leiter der bulgarischen Elektrizitätswerke Liubomir Velkov: „Das Ausschalten der Kerneaktoren in Kosloduj belastet unseren Energiemarkt mit einem weiteren Defizit. Dadurch haben wir sechs Milliarden Kilowattstunden weniger als zuvor. Das merkt man auch daran, dass die Energiepreise innerhalb eines Jahres um 30 bis 50 Prozent gestiegen sind“.

Auch in Südosteuropa ist es nicht einfach, den richtigen Energiemix zu finden. Doch zunächst einmal geht es darum, den ständing wachsenden Energiebedarf überhaupt zu decken. Die geplanten Projekte könnten mit dazu beitragen.

( Bericht für die Deutsche Welle – Fokus Ost-Südost, März 2007 - Ρεπορτάζ για το γερμανικό πρόγραμμα της Ντόιτσε Βέλλε, Μάρτιος 2007 )